Was ist Escrima.

Die ersten Belege für die Existenz philippinischer Kampfkünste wird in der westlichen Geschichtschreibung in der vernichtenden Niederlage der spanischen Konquistadoren auf Mactan 1521 gesehen, die mit dem Tod Magellans endete und die Kolonialisierung der Inseln zunächst verzögerte. Später beeinflussten dann die Kolonialherren durch ihre Vasallen die Entwicklung der Kampfweisen der Filipinos im spanischen Einflußgebiet.

Die Spanier nutzten zur Sicherung ihrer Macht natürlich auch aus Einheimischen rekrutierte Truppen, die sie ausrüsteten und ausbildeten, wodurch sich wahrscheinlich europäisch- militärische Einflüsse mit den alten malayisch geprägten Kampfweisen vermischten. Die Lebensweise auf den tropischen Inseln führte dazu, da die Bewohner oftmals Klingen mit sich trugen, welche sie im Dschungel, auf dem Feld oder zum Fischen benötigten. Zudem herrschte durch Pirateneinfälle und Stammesfehden ein kriegerisches Klima.

Die starke Verbreitung von als Waffen nutzbaren Geräten begünstigte auch die Verbreitung von Kenntnissen und Erfahrungen im Umgang mit diesen. Die Bolos (Arbeitshaumesser, Macheten) kommen auch heute noch in Auseinandersetzungen neben Feuerwaffen zum Einsatz. Das Wissen um die entscheidenden Gesetze des Zweikampfes ging dort nicht wie in Europa nach Einführung der Feuerwaffen verloren.

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Das zunächst Augenscheinliche im Escrima ist, dass viele Übungen mit einem Stock beginnen, der einen Ersatz für verschiedene auf den Philippinen gebräuchliche Haumesser bzw. Hiebwaffen oder auch einfach nur einen Stock darstellt. Das grundlegende Bewegungsverhalten des Escrima liegt daher im Hiebfechten begründet. Wenn Gespür für die Bewegungen erlangt wurde, werden dieselben Prinzipien der Bewegung und Krafterzeugung in waffenlose Applikationen umgesetzt und verfeinert. Die meisten anderen asiatischen Kampfsportarten hingegen trennen entweder streng zwischen bewaffneter und unbewaffneter Kampfkunst oder wählen eine umgekehrte Reihenfolge in der Ausbildung. Aufgrund dieser Vorgehensweise bestehen im strategischen Ansatz Parallelen zwischen dem Escrima und den alten europäischen Kampfkünsten, die ebenfalls aus den Bereichen Fechten, Boxen und Ringen sowie deren Kombinationen bestehen. Wegen dieses universellen Charakters der philippinischen Kampfkunst genießt Escrima z.B. bei diversen Polizeiverbänden (vor allem in den USA) eine hohe Anerkennung wenn es darum geht, Rekruten auf die physische Konfrontation mit Gegnern, die nicht selten mit Messern, Flaschen, Knüppeln etc. bewaffnet sind, vorzubereiten. So sind auch die Tonfa/MES- Techniken deutscher Polizeieinheiten zum Teil philippinischen Konzepten entlehnt.